Kevin, du bist seit dem 1. Oktober 2023 Mitglied der Geschäftsleitung von TREUHAND|SUISSE. Hast du dich schnell eingelebt?
Ich wurde sehr gut aufgenommen. In meinem ersten Jahr habe ich einen tiefen Einblick in die Verbandsstrukturen erhalten und viele spannende Persönlichkeiten kennengelernt.
Was ist deine Aufgabe in der GL?
Ursprünglich war ich für das Ressort Finanzen eingeplant. Da die Leiterin der Geschäftsstelle, Tania von Aesch, die Finanzen zu grossen Teilen selbständig betreut, wurde das Ressort neu definiert.
Seither verantworte ich das neue Ressort Innovation, das sich mit der strategischen Weiterentwicklung unseres Verbands beschäftigt. Eine zentrale Aufgabe ist die Festlegung der Verbandsstrategie. Da diese beispielsweise auch die Bildungsstrategie, Nachwuchsstrategie und Politikstrategie umfasst, bin ich laufend mit verschiedenen Ressorts im Austausch. Wir erarbeiten zum Beispiel Lösungsansätze für die Nachwuchsstrategie mit dem Ziel, unser Berufsbild für junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglichst attraktiv zu gestalten.
Der Nachwuchskräftemangel hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft. Was unternimmt der Verband dagegen?
Der Verband setzt sich sehr stark mit dem Nachwuchskräftemangel auseinander und hat in der Vergangenheit bereits viele Massnahmen ergriffen. So hat er zum Beispiel eine Imagekampagne, die Job-Matching-Plattform www.treuhand-talente.ch und das Quereinsteiger-Programm lanciert. Aber es ist klar, dass noch viel zu tun ist und dass wir weiterhin dranbleiben müssen.
Hast Du ein Beispiel?
Die Betriebsumfrage von 2022 hat gezeigt, dass unsere Mitglieder sehr wenige Lehrstellen und Praktikumsstellen anbieten. Das wäre aber notwendig, um jungen Leuten den Einstieg in unseren Beruf zu ermöglichen. Wir können diese Aufgabe nicht nur den grossen Wirtschaftsprüfungsfirmen überlassen, sondern müssen selber aktiv und für Nachwuchskräfte attraktiv werden. Die Frage ist, wie wir das schaffen. In einer Präzisierungsumfrage unter unseren Mitgliedern versuchen wir herauszufinden, wo wir den Hebel ansetzen können. Ein möglicher Weg könnte die schulisch orientierte Grundausbildung sein.
Schulisch organisierte Grundbildung SOG
Die berufliche Grundbildung (Berufslehre), welche zum Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis EFZ führt, kann entweder über den klassischen Weg einer Berufslehre in einem Betrieb (duales System) oder über ein schulisches Vollzeitangebot (schulisch organisierte Grundbildung, SOG) absolviert werden. Beim Modell der schulisch organisierten Grundbildung besuchen die Lernenden zuerst eine Vollzeitschule und sammeln die beruflichen Erfahrungen in den Lehrbetrieben in Form von Praktika. Bei einer Kombination von SOG und betrieblicher Lehre wäre das Ziel, dass die Lernenden über mehr Erfahrung verfügen, wenn sie in den Betrieb eintreten, und dadurch früher zur Wertschöpfung beitragen können.
Der Verband will den Treuhandberuf weiterentwickeln und die Treuhänderinnen und Treuhänder zu echten «KMU-Coaches» machen. Was unternimmt er dafür?
Ja, der «KMU-Coach» ist die Zukunft unserer Branche. Wir sind da zum grössten Teil auch schon gut unterwegs. Die Aufgaben des Treuhänders verändern sich mit der Nutzung der heutigen Technologien stark. Verarbeitungstätigkeiten werden immer häufiger von Programmen und KI übernommen. Die Aufgabe des Treuhänders ist nun vermehrt das analytische Denken und die Analyse vorhandener Daten. Der Treuhänder wird somit immer öfter bei Fragen beigezogen, die sich um die Geschäftstätigkeit eines Unternehmers drehen. Somit entwickeln wir uns zu KMU-Coaches für eine breite Palette von Themen. Dies ist meiner Meinung nach auch die spannende Arbeit unseres Berufs.
Im Juni haben wir mit dem Zentralvorstand in einem Workshop Ideen erarbeitet, wie wir unser Berufsbild weiter schärfen können. Wir sind der Überzeugung, dass wir als Verband die Sichtbarkeit und das Vertrauen in unsere Tätigkeit stärken müssen. Wir müssen deutlich machen, welche Tätigkeiten wir ausüben und welche Anspruchsgruppen wir damit gewinnbringend unterstützen können.
Damit zielt der Verband auf einen besseren Aussenauftritt. Aber damit ist es nicht getan, oder?
Nein, natürlich nicht. Kernelement ist und bleibt, dass unsere Mitglieder fachlich top sind. Mit der Bildungsstrategie zum Beispiel möchten wir unseren Mitgliedern und deren Mitarbeitenden eine qualitativ hohe sowie dem Arbeitsalltag entsprechende Weiterbildung bieten – und dies nicht nur in unserem bisherigen Kerngeschäft. So werden auch Führungskurse oder Kurse zur Digitalisierung angeboten, die allesamt hybrid durchgeführt werden. Auf diese Weise profitieren Mitglieder, Arbeitnehmende und der Nachwuchs von unseren Dienstleistungen.
Ist TREUHAND|SUISSE damit gegenüber den klassischen Unternehmensberatern konkurrenzfähig?
Die Grenzen zwischen den Branchen verschwimmen immer mehr, das lässt sich nicht vermeiden. Wichtig ist aber aus meiner Sicht, dass wir vorausschauen und neue Trends frühzeitig erkennen. Wir werden neben den klassischen Qualitätskriterien für unseren Berufsstand auch Qualitätskriterien entwickeln müssen, die sich auf die sich neu entwickelnden Tätigkeiten beziehen. Dafür arbeiten wir in der Geschäftsleitung ressortübergreifend eng zusammen. Aktuell unterstütze ich Vorstandskolleginnen und -kollegen bei diversen Projekten mit dem Know-how aus meinem Ressort.
Du bist zusätzlich mit der Suche nach der Nachfolge der Verbandspräsidentin betraut. Wie ist hier der Stand?
Ja, ich habe die Leitung der Findungskommission übernommen, um das Amt des Zentralpräsidiums neu zu besetzen. Dies ist uns gelungen, und ich freue mich, dass wir im November an der diesjährigen Mitgliederversammlung eine hervorragend geeignete Persönlichkeit zur Wahl in dieses wichtige Amt vorschlagen können.
Neuer Leiter am Institut Treuhand 4.0
Wechsel an der Spitze des Instituts Treuhand 4.0
An der Spitze des Instituts Treuhand 4.0 gab es eine bedeutende Veränderung. Patric von Reding hat das Amt als Institutsleiter abgegeben. Auf ihn folgt Dario D’Acquarica, der die Leitung im Juli 2024 übernommen hat. Mit seiner umfangreichen Erfahrung und Expertise im Bereich Treuhand und Digitalisierung bringt er die besten Voraussetzungen mit, um die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortzuführen und das Institut weiterzuentwickeln.
TREUHAND|SUISSE dankt Patric von Reding für seine hervorragende Arbeit und sein grosses Engagement in den vergangenen Jahren. Dario D’Acquarica wünscht der Verband viel Erfolg und Freude in seiner neuen Rolle.
Team Institut Treuhand 4.0
Das Team des Instituts Treuhand 4.0 setzt sich weiterhin aus erfahrenen und kompetenten Mitgliedern zusammen, die massgeblich zur Entwicklung und zum Erfolg des Instituts beitragen. Hierzu gehören Feri Cilurzo, Michael Gossweiler, Linda Castioni, Damian Studer und Roman Wey, der neu dazugestossen ist.
Der Verband blickt gespannt auf die zukünftigen Entwicklungen und die weitere Zusammenarbeit im Institut Treuhand 4.0. Gemeinsam können die Herausforderungen der digitalen Transformation gemeistert und die Treuhandbranche nachhaltig gestaltet werden.